Die Aufnahme von 1924 zeigt einen seltenen Blick in das Lehrerzimmer des 1916 eingeweihten Schulgebäudes an der Bermsgrüner Straße. Es befand sich im zweiten Obergeschoss in einem Teil jenes an der südlichen Gebäudeecke gelegenen Raums, der heute unter Einschluss der früheren Lehrer- und Schülerbibliotheken als PC-Kabinett genutzt wird, unweit des Karzers am Ende des Gangs zum Turnhallenboden.
Das kleine Kollegium besteht ausschließlich aus Männern, die in Hemd mit Krawatte oder Fliege, Weste und Anzug gekleidet ernst in die Kamera blicken. Auf dem Tisch liegen Taschen, Bücher, Unterlagen und Schreibmaterial, als wäre es in aller Eile in einer kurzen Unterrichtspause entstanden. Im Hintergrund steht an der Wand in Richtung Lehrerbibliothek ein Bücherregal, in der Ecke lässt sich ein Zeitungshalter erkennen und an der Wand zum Schulhaus hängen zwei Hüte, ein Mantel und ein Regenschirm an Garderobenhaken.
Die Positionierung der Lehrer war wohl kein Zufall. Hinten hatten sich die Kollegen Hermann Hallbauer, Rudolf Krüger, Moritz Siebdraht und Paul Weiße aufgestellt und vor ihnen die Herren Albert Major, Kurt Blietz, Richard Müller, Dr. Walter Fröbe und Oskar Hillig Platz genommen. Die deutliche Lücke zu dem am rechten Bildrand sitzenden Karl Knopf deutet auf gravierende Differenzen im Kollegium hin, die sich im Jahr der Aufnahme des Fotos zu einer handfesten Auseinandersetzung führten:
Dienstag, d. 18.2. mittags 2 Uhr ist es im Lehrerzimmer zu Tätlichkeiten zwischen zwei Herren des Kollegiums gekommen. Die Lehrerversammlung betrachtet die Differenzen der beiden Herren an sich völlig als deren Privatsache und lehnt jede Stellungnahme hierzu ab. Sie stellt lediglich die Tatsache fest, daß es zu stark beleidigenden Äußerungen und zu einer Prügelei kam. Da der Vorfall aber in einem gemeinsamen Dienstzimmer der Schule stattfand, hat sie ein Recht darauf, daß sie derartige Auftritte als mit dem Ansehen der Schule und des Kollegiums unvereinbar erklärt.
Bereits zwei Jahre zuvor hatte sich Knopf gegen seinen Mitbewerber um die Stelle als Oberstudiendirektor Dr. Walter Fröbe geschlagen geben müssen, der die Schule nun leitete.
Mit seinen schulreformerischen, politisch linken und atheistischen Ansichten stand Knopf auf verlorenem Posten und wurde 1933 auf Grundlage des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums sogar entlassen. Er ging mit seiner Familie ins Exil und kehrte 1946 nach Deutschland zurück, um schließlich doch noch die Schulleitung der Schwarzenberger Oberschule zu übernehmen.