Am 4. Mai 1916 öffnete unsere Schule zum ersten mal ihre Pforten; im darauffolgenden Schuljahr wurden zum ersten Mal 167 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Anlässlich des 100-jährigen Jubiäums unserer Schule im Mai 2016 wurden aus vielerlei Quellen Bildmaterial und Informationen zur historischen Entwicklung zusammengetragen, die auf den folgenden Seiten frei zugänglich sind.
- Die historische Entwicklung auf einen Blick
März 1893 Der Rat der Stadt Schwarzenberg stellt den ersten Antrag an das Ministerium, eine Realschule im Ort errichten zu dürfen. Januar 1913 Das Ministerium genehmigt die Existenz einer Realschule in Schwarzenberg. Oktober 1914 Grundsteinlegung für den Realschulneubau am Becherberg Mai 1916 Einweihung des neuen Schulgebäudes Dezember 1930 Umwandlung der Realschule in ein Reformrealgymnasium 1937/38 Umformung des bisherigen Reformrealgymnasiums in die Hauptform der Oberschule für Jungen gemäß der vom Reichserziehungsminister durchgeführten Reform des höheren Schulwesens in Deutschland. Verkürzung des Schulbesuchs von neun auf acht Jahre. Februar 1945 Nutzung des Schulgebäudes als Lazarett November 1945 Beschlagnahmung des Schulgebäudes durch die Sowjetische Kommandantur Dezember 1951 Wiederaufnahme des Schulbetriebes im ehrwürdigen Haus September 1957 Verleihung des Namens „Bertolt Brecht“ 1959 Umwandlung der Oberschule in die Erweiterte Oberschule (EOS). Sie besteht aus den Klassen 9 bis 12, seit 1983 nur noch aus den Klassen 11 und 12. 1992 Zusammenschluss der EOS „Bertolt-Brecht“ und der „Hans-Beimler-Oberschule“ in Heide. Umwandlung beider Gebäude zu einem Gymnasium. Das Haus ist nun für Schüler der Klassenstufen 5 bis 12 zugängig. - Es begann mit einer Idee
Es begann mit einer Idee
Nachdem in der Bürgerschaft der Wunsch laut wurde, die Selektenschule in Schwarzenberg in eine Realschule umzuwandeln, stellte die Stadt Schwarzenberg am 1. März 1893 zum ersten Mal den Antrag an das Ministerium, eine Realschule mit staatlicher Unterstützung errichten zu dürfen. Jedoch lehnte das Ministerium am 23. März 1893 den Antrag mit der Begründung ab, es wäre nicht in der Lage, eine staatliche Unterstützung in Aussicht zu stellen. Die Stadt Schwarzenberg ernannte daraufhin eine Kommission, die die finanzielle Auswirkung des Projekts klären sollte.
Im Herbst 1909 beschlossen Rat und Stadtverordnete auf Initiative von Selektenschulleiter Härtig erneut, eine Realschule in der Stadt Schwarzenberg zu errichten. Unterstützt wurde dieses Vorhaben erneut von zahlreichen Eingaben der Nachbargemeinden, diesmal waren die Bürgerschaft und der Stadtrat aber gewillt, allen Widerständen zu trotzen und mit dem Aufbau einer Realschule zu beginnen. Trotzdem feststand, dass das Ministerium die Zustimmung versagen würde, wurde unter dem Druck der Verhältnisse beschlossen, ab Ostern 1910 eine 5. und 6. Realschulklasse aus den bereits bestehenden Selektenschulklassen herauswachsen zu lassen.
Die beiden Klassen wurden errichtet, waren aber naturgemäß mit jeweils zwölf und neun Schülern schwach besetzt, da niemand wusste, ob das Ministerium die Realschule genehmigen würde. Am 15. Juli 1910 beschlossen die Städtischen Körperschaften, jedes Jahr eine Klasse anzugliedern. Gleichzeitig wurde ein Fonds von 60 000 M zur Errichtung einer Schule eingerichtet.
Am 31. März 1911 erklärte das Ministerium sich abermals nicht in der Lage, die Genehmigung zur Realschule zu erteilen. Das am 30. Dezember 1911 erneut gestellte Gesuch wurde abermals abgelehnt. Die bereits bestehenden Realschulklassen wurden als solche nicht anerkannt. Das Versagen der Genehmigung wurde wiederum damit begründet, dass die Klassen zu schwach besetzt seien.
Die Stadt wies darauf hin, dass dies ursächlich mit der versagten Genehmigung zusammenhinge und widersetzte sich der Aufforderung durch das Ministerium, die Auflösung der bereits bestehenden Klassen vorzunehmen. Bereits zu Ostern des Jahres 1912 hatte man trotz der ministerialen Ablehnung beschlossen, eine 3. Klasse anzugliedern. Die ersten Lehrkräfte wurden angestellt.
Der Stadtrat stellte erneut am 1. November 1912 ein Gesuch an das Königliche Ministerium, das der Dezernent des sächsischen Realschulwesens, der Geheime Schulrat Lange, persönlich mit einer Klassenbesichtigung prüfte.
Nach dem Besuch des Geheimes Schulrates wurde die Angelegenheit noch einmal in Dresden einer Prüfung unterzogen und knapp drei Monate später, am 27. 1. 1913, genehmigt.
Nun endlich hielt man die lang ersehnte und lang erkämpfte Zusage des Königlichen Ministeriums für die Errichtung eine Realschule in Schwarzenberg schriftlich in den Händen.
- Von der Suche nach einem geeigneten Baugrundstück
Von der Suche nach einem geeigneten Baugrundstück
Nachdem nach langem Zögern die Genehmigung vom Ministerium vom Januar 1913 für die Errichtung einer Realschule vorlag, suchte der Rat der Stadt Schwarzenberg nach einem geeigneten Baugrundstück für den vorgesehenen Schulneubau. Drei mögliche Bauplätze, sowohl in, als auch am Rande der Stadt, wurden für den Realschulbau in die engere Wahl gezogen.
Herr Professor Hempel aus Dresden wurde als anerkannter Sachverständiger gebeten, Expertisen für die jeweiligen Baugrundstücke zu erstellen, um den Rat der Stadt bei der Suche nach einem geeigneten Baugrundstück zu unterstützen.
Das Grundstück an der Erlastraße gegenüber der Schule, welches u. a. als Baugrundstück für den Schulneubau vom Rat der Stadt in Betracht gezogen wurde, fand beim Herrn Professor Hempel wenig Zuspruch.
Intensiv begutachtete er hingegen die noch vorgeschlagenen Bauplätze an der Jahnswiese und am Becherberg, die am äußersten Ende des bebauten Stadtgebietes in Richtung Bermsgrün lagen.
Probleme bei der Bebauung der Jahnswiese sah Professor Hempel vor allem in den sich in Zukunft abzeichnenden Höhenunterschieden, die durch das stark aufsteigende Gelände mit dem hoch aufbauenden Schulgebäude und den umgebenden Wohngebäuden entstehen würden, die wiederum keinen harmonischen Eindruck in der Landschaft hinterließen. Nur mit Hilfe erheblicher Baumaßnahmen, verbunden mit einzuplanenden Mehrkosten, wäre es möglich gewesen, die sich abzeichnende Höhe optisch zu mindern.
Ähnliche Verhältnisse fand Herr Professor Hempel auf dem Grundstück am Becherberg vor. Auch hier galt es, die sich in Zukunft abzeichnenden Höhenunterschiede, die mit dem Schulneubau und den Nachbarhäusern einhergehen würden, zu berücksichtigen. Mit dem Zurückversetzen des Gebäudes und dem Anlegen von Terrassen sah man eine Möglichkeit, die Steigung des Geländes gegenüber den Nachbarhäusern zu mildern.
Dem Rat der Stadt Schwarzenberg wurden Pläne und Skizzen für die Grundstücke an der Jahnswiese und am Becherberg vorgelegt, die es ihnen ermöglichen sollten, einen optischen Bebauungseindruck zu erhalten.
In der gemeinschaftlichen Sitzung des Bauausschusses und der Realschulkommission am 23. September 1913 wurden die von Herrn Professor Hempel vorgelegten Realschulprojekte besprochen und hinsichtlich ihrer Umsetzung hinterfragt, sollte doch die gewünschte Bausumme von rund 200 000 RM nicht überschritten werden.
Am 13. März 1914 stimmten letztendlich 11 von 15 Stadtverordneten für den Bau der Realschule auf dem Becherberg. Auf Grund der dort beschränkten Platzverhältnisse kam es zu einer Abänderung der ursprünglichen Gestalt des Realschulbaus. Der rechte Flügelanbau, in dem der „Singsaal“ und der Zeichensaal untergebracht werden sollten, entfiel, diese Säle wurden im Dachgeschoss untergebracht, auch fiel der Turnhallenbau wesentlich kleiner aus, als ursprünglich vorgesehen.
- Die Umsetzung
Die Umsetzung
Am 4. Juli 1914 wurde von den Städtischen Körperschaften Schwarzenbergs unter Herrn Bürgermeister Dr. Rüdiger der Schulneubau beschlossen. Schon am 20. Juli 1914 erfolgte der erste Spatenstich. Trotz Ausbruch des Krieges im August 1914 setzte man den Schulbau in Erwartung eines raschen Sieges fort. Am 17. Oktober 1914 wurde der Grundstein gelegt und bereits am 24. Juli 1915 konnte man das Richtfest begehen.
Die Gesamtkosten für den Neubau (Hauptgebäude, Verbindungsbau, Turnhalle) der Realschule am Becherberg wurden vom Stadtbauamt mit 247 500 RM veranschlagt. Hinzu kamen Kosten für die Platzgestaltung (19 550 RM), für die Einrichtungsgegenstände für das Hauptgebäude und für die Turnhalle, für die Herstellung der Schleuse, für die Einfriedung, für anteilige Straßenbeiträge, für die Fußwegherstellung und für die Bauleitungskosten (15 000 RM). Insgesamt wurden die Kosten nach umfangreichen Berechnungen vom Stadtbauamt auf 332 000 RM (etwa 3 Mio. Euro) veranschlagt.
Nach fast zweijähriger Bauzeit blickte man voller Stolz auf den fertig gestellten Kriegsbau.
Für den 3. Mai 1916 lud die Direktion der Realschule mit Progymnasium die Behörden, die Eltern und Angehörigen der Schüler sowie alle Freunde und Gönner der Anstalt zur Weihe des neuen Schulgebäudes ein. Im Namen der Selektenschule wünschte der Herr Oberlehrer Keilhack der Realschule alles Gute, so dass sie weiter wachsen und blühen möge, der Stadt zur Ehre, sich selbst zum Stolz.
Wenige Tage später bezogen sieben Lehrkräfte und 167 Schüler, darunter fünf Mädchen, das neu errichtete Schulgebäude. Die Ausstattung der Bildungsstätte erfolgte überwiegend mit Hilfe von Bürgerspenden, da es während des Krieges und in den Anfangsjahren der Weimarer Republik an Geldern fehlte.
Von der Schönheit und Pracht des neuen Schulgebäudes zeugt ein Artikel aus dem Erzgebirgischen Volksfreund aus dem Jahre 1916: „Von der herrlichen alten Lindenallee führt über ansteigende Gartenanlagen eine breite Freitreppe zu dem in reinen, klaren Formen gehaltenen Schulgebäude, an das sich, in kluger Weise dem Gelände angepasst, die Turnhalle anschließt.
Das Portal ziert schlichter bildhauerischer Schmuck: Der Kampf des Ritters Georg mit dem Drachen, das schöne, jetzt besonderes sinnvolle Wappenbild von Schwarzenberg und zwei Tafeln: links das Wort Fichtes ‚Alle Kraft des Menschen wird erworben durch Kampf mit sich selbst und Überwindung seiner selbst.‘; rechts Bismarcks Ausspruch `Wir sind nicht auf der Welt, um glücklich zu sein und zu genießen, sondern um unsere Schuldigkeit zu tun.` Dazu gekreuzte Schwerter.
Weiter erhebt sich über dem Toreingang eine herbe, kräftige Jünglingsgestalt mit dem durchgeistigten Gesichte des deutschen Kulturmenschen und zieht das Schwert, während über ihrem Haupte die Sturmvögel ziehen. Rechts kniet vor dem Ährenfelde eine andere Jünglingsgestalt zum Dengeln der Sense nieder, mit der Hand sich vor dem Sonnenbrande schützend.
Die säulengetragene Vorhalle in ihrem gedämpften Licht ist ebenso schlicht wie der breite Aufgang. Auf den Vorsälen derselbe Eindruck: alles fachlich, aber harmonisch und ohne Nüchternheit. Eingebaute Glasschränke mit praktischen Lehrmitteln sind ein weiterer Schmuck.
Die Schulzimmer weisen alle Neuerungen auf. Ihre Bemalung im Verein mit der Fenstergestaltung lässt die Räume freundlicher erscheinen, als man es sonst gewohnt ist. […]
Vorüber an dem Direktorenzimmer, der Bücherei, dem Lehrer- und anderen Zimmern geht es zur Aula, die in dem kühn und sichergeformten Dach untergebracht ist. Die farbigen Fenster vermitteln ein stimmungsvolles Licht, das dem gewölbten Saale einen recht intimen Charakter gibt.“
- Die 'Feierohmd-Schau' 1937/38
Die „Feierohmd-Schau“ 1937/38
Im Winter des Jahres 1937/38 stand die Stadt Schwarzenberg für kurze Zeit für alle Liebhaber der erzgebirgischen Volkskunst im Mittelpunkt. Für die große Weihnachtsschau, die vom 28. November 1937 bis zum 9. Januar 1938 andauerte, stellte die Schulleitung des Reformrealgymnasiums zu Schwarzenberg zahlreiche Unterrichtsräume zu Verfügung, die sich in kurzer Zeit in ansprechende Ausstellungsräume verwandelten. Über 335 000 Gäste besuchten in den acht Wochen die bis dahin größte erzgebirgische Weihnachtskunstausstellung, die vom Heimatwerk Sachsen veranstaltet wurde und ein Höhepunkt im Wirken des Kreiskulturwartes und Leiters der Ausstellung, Friedrich Emil Krauß, bildete.
Für die Eltern-, Lehrer- und Schülerschaft bedeutete die weit über das Erzgebirge bekannt gewordene „Feierohmd-Schau“ erhebliche Einschnitte im Schulalltag und – ablauf. So mussten eigens für die Weihnachtsschau die Winterferien unter Kürzung der anderen Ferien verlängert werden, um einen reibungslosen Ablauf der Ausstellung ermöglichen zu können. Die Elternschaft wurde von dieser Maßnahme rechtzeitig in Kenntnis gesetzt und hatte in den Elternabenden am 20. August, 26. September und 22. Oktober Gelegenheit, mögliche Bedenken zu äußern, die aber ausblieben. Bereits in den Sommerferien wurden wichtige inhaltliche und termingerechte Ausführungen für die Ausstellung getroffen.
Die ersten Unterrichts- und Übungsräume wurden am 1. Oktober freigezogen, weitere folgten. Am 30. Oktober wurde der Schulbetrieb im Reformrealgymnasium endgültig bis zum Ende der „Feierohmd-Schau“ eingestellt. Der Fachunterricht wurde fortan nach einem Sonderplan in der Adolf-Hitler-Schule und in der Handels-und Gewerbeschule in Schwarzenberg weitergeführt. Die dazu benötigten Lehrmittel hatte man aus dem Reformrealgymnasium mitgenommen. Für den Sportunterricht nutzte man in dieser Zeit die Turmhalle am Ottenstein. Erschwerend für die Unterrichtsplanung gestaltete sich weiterhin die Abkommandierung einzelner Lehrkräfte zum Dienst in der Ausstellung oder zu Führungen außerhalb.
Da die Weihnachtsausstellung auf Grund des anhaltenden Besucherstroms bis zum 21. Januar 1938 verlängert wurde, konnte die Lehrer- und Schülerschaft erst am 5. Februar 1938 in das Schulgebäude an der Bermsgrüner Straße zurückkehren. Bereits zu diesem Zeitpunkt konnte der Unterricht in vollem Umfang wieder aufgenommen werden. Die letzten Spuren der großen „Feierohmd-Schau“ wurden schnellstens beseitigt. In diesem Zusammenhang erhielt das Schulgebäude einen neuen Innenanstrich. Eine Erneuerung erfuhren zugleich die große steinerne Freitreppe vor dem Gebäude, die große hölzerne Pforte zum Hof und die gärtnerischen Anlagen vor der Schule.
- Die Schulleiter
Die Schulleiter des hiesigen Hauses in chronologischer Reihenfolge
- Realschuldirektor Professor Hermann, Martin Treutler
Zeitraum: 1914 – 1918
- Realschuldirektor Friedrich Julius Arno Taubert
Zeitraum: 1918 – 1922
- Realschuldirektor Dr. phil. Konrad Walter Fröbe
Zeitraum: 1922 – 1945
- Oberschulleiter Dr. Karl Knopf
Zeitraum: 1946 – 1950
- Oberschulleiter Fritz Hagemann
Zeitraum: 1950 – 1965
- Oberschulleiter Karl Fritz Unger
Zeitraum: 1965 – 1990
- Schulleiter Dieter Riegel
Zeitraum: 1990 – 1992
- Schulleiter Heinrich Wellner
Zeitraum: 1992 – 2004
- Schulleiter Michael Schrader
Zeitraum: 2004 – 2007
- Schulleiter Dr. Werner Löser
Zeitraum: seit 2007
- Realschuldirektor Professor Hermann, Martin Treutler
- Schulordnung für die Realschule
“Schwarzenberg, am 20. November 1925
An
das Ministerium für Volksbildung, Dresden.
Betr.: Schulordnung für die Realschule
Die frühere Schulordnung aus dem Jahre 1916 ist vollständig veraltet; sie enthält längst ungültig gewordene Bestimmungen. Da nun seit dem Jahre 1919 mannigfache wichtige ministerielle Verordnungen erlassen worden sind, erschien es angebracht, eine neue Schulordnung aufzustellen. Diese neue Schulordnung ist von der Realschulkommission und vom Gesamtrate in ihren Sitzungen vom 30. Oktober und 16. November 1925 angenommen worden.
Dem Ministerium für Volksbildung überreichen wir beifolgend die Schulordnung der Realschule zu Schwarzenberg mit der Bitte um Erteilung der Genehmigung.
Die Realschulkommission
Bürgermeister
Mit:
1 Anlage”
Hausordnung Realschule Schwarzenberg (PDF, 24KB)
- Realschuldirektor Professor Herrmann Treutler
Realschuldirektor Professor Hermann, Martin Treutler
- 18. 2. 1878 als Sohn des Bürgerschuloberlehrers Franz Hermann Treutler zu Leipzig Reudnitz
- evangelisch
- studiert auf der Universität Leipzig neuere Sprachen und Germanistik
- besteht 1903 vor der Königlichen Wissenschaftlichen Prüfungskommission in Leipzig die Staatsprüfung
- wird zur Ableistung des Probejahres zu Ostern 1903 der Frankenberger Realschule mit Progymnasium zugewiesen
- gehört seit Ostern 1905 als ständiger wissenschaftlicher Lehrer, seit Pfingsten 1907 als Oberlehrer der Stollberger Realschule mit Progymnasium an
- wird Ostern 1913 zum leitenden Oberlehrer an die Schwarzenberger Realschule mit Progymnasium im Entstehen berufen
- ab 16. 4. 1914 Direktor der Realschule mit Progymnasium in Schwarzenberg mit 600 M Jahresgehalt
- erhält das Kriegsverdienstkreuz
- am 30. Juni 1918
- Realschuldirektor Friedrich Julius Arno Taubert
Realschuldirektor Friedrich Julius Arno Taubert
- am 26. 4. 1883 in Möckern
- evangelisch-lutherische Konfession
- besteht die Reifeprüfung zu Ostern 1903 auf dem König Albert Gymnasium in Leipzig
- studiert Mathematik vom Sommersemester 1903 bis Sommersemester 1906 auf der Universität Leipzig
- Realschuldirektor in Schwarzenberg vom 1. 10. 1918 – 31. 3. 1922
- Das Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts ernennt gemäß § 49 Abs. 2 des Gesetzes vom 22. August 1878 den Oberlehrer an der Oberrealschule in Leipzig Friedrich Julius Arno Taubert vom 1. Oktober 1918 an zum Direktor der Realschule mit Progymnasium zu Schwarzenberg, mit 6000 M Jahresgehalt
- Die Einweisung des zum Direktor der hiesigen Realschule mit Progymnasium ernannten Herrn Oberlehrer Taubert aus Leipzig findet Montag, den 7. Oktober 1918 vormittags 9.00 Uhr, im Festsaale der Realschule statt.
- Ich bin im November vorigen Jahres zum Rektor des Realgymnasiums in Dresden-Blasewitz gewählt worden. Die Annahme der Wahl machte ich von der Beschaffung einer Wohnung abhängig. Heute teilte mir der Rat der Stadt Dresden mit, dass ich eine Wohnung erhalten kann und dass ich, da das Rektorat seit Mai vorigen Jahres unbesetzt ist, mein neues Amt am 1. April 1922 antreten möchte. Ich erlaube mir daher, den Rat der Stadt Schwarzenberg ergebenst zu bitten, mich aus meiner Stellung als Direktor der Realschule zum ersten April des Jahres zu entlassen. […]
- In der Realschulkommissionssitzung vom 16. 3. 1922 wird beschlossen, dass Entlassungsgesuch des Oberstudiendirektors Taubert anzunehmen.
- Realschuldirektor Dr. phil. Konrad Walter Fröbe
Realschuldirektor Dr. phil. Konrad Walter Fröbe
- 19.01.1889 in Geyer
- 4. 03. 1946 in Schwarzenberg
- Realschuldirektor vom 1.6.1922 – 28.11.1945
- seit dem 1.3.1919 als Lehrer an der hiesigen Schule tätig
- Lehrkörper und Realschulkommission schlagen Studienrat Dr. Fröbe als Leiter der Realschule vor, aber Stadtrat lehnt mit 7 Stimmen der Vertreter der Linksparteien gegen 6 Stimmen der Vertreter der Rechtsparteien den Vorschlag ab.
- Das Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts ernennt Dr. Fröbe zum Direktor der Realschule mit Progymnasium.
- Die Einweisung des zum Direktor der hiesigen Realschule ernannten Studienrats Dr. Fröbe findet am 20.6.1922 statt.
- Aus der Lehrerschaft bewarb sich auch Studienrat Dr. Knopf für das Amt des Realschuldirektors.
- Sein Antrag wurde von der Mehrheit abgelehnt. Einzig die Linken plädierten im Stadtrat zu Schwarzenberg für die Kandidatur des Dr. Knopfs.
- Nach der Zerschlagung Hitlerdeutschlands wurde die Wiedereröffnung der Schulen von den Besatzungstruppen in Zusammenarbeit mit den antifaschistischen Kräften der Stadt vorbereitet.
- Am 21.9.45 erfolgte eine Überprüfung der Lehrkräfte der Oberschulen durch den Ausschuss.
- Fröbe wurde erneut mit der Leitung der OS betraut.
- Am 16.11.1945 wird auf Anordnung des Rates der Stadt Herr Hallbauer kommissarisch mit der Leitung der Oberschule betraut.
- Fröbe verbleibt als Lehrer an der Schule. Nach der Überprüfung wurde Dr. Fröbe am 28.11.45 gemäß der Verordnung vom 9.11.45 entlassen.
- Oberschulleiter Dr. Karl Knopf
Oberschulleiter Dr. Karl Knopf
- 11.3.1884 in Leipzig/ Kleinzschocher
- 24.10.1951 in Schwarzenberg
- wird 1911 in Schwarzenberg Lehrer an der Realschule im Entstehen, der späteren Realschule und Oberrealschule
- leitet 12 Jahre den Volksbildungsverein (Volkshochschule) in Schwarzenberg
- promoviert 1929 mit der Abhandlung „Das Erzgebirge als Klimafaktor“ zum Dr. techn.
- schreibt die Heimatschriften „Klima und Wetter in Schwarzenberg“, „Die Erzgrube Herkules-Frisch-Glück“
- wird aufgrund seiner Mitgliedschaft in der Sozialistischen Arbeiterpartei ((S.A.P.) im Sinne der Verordnung vom 11.3.1933 aus dem Schuldienst entlassen
- emigriert mit seiner Familie und seinen zwei Kindern von 1934 – 1946 nach Dänemark (Kopenhagen)
- arbeitet in jenen Jahren als Realschullehrer, als Hilfsarbeiter am Meteorologischen Institut in Kopenhagen, als Hilfsbibliothekar bei der dänischen Flüchtlingsverwaltung und als Übersetzer meist wissenschaftlicher Bücher
- erhält im März 1944 von der deutschen Okkupationsbehörde in Dänemark die Order, sich beim Arbeitsdienst zu melden
- flieht daraufhin mit seiner Familie unter Lebensgefahr nach Schweden (Stockholm)
- arbeitet am Mat. Institut in Stockholm
- kehrt im Juni 1945 nach Dänemark zurück
- erhält am 1. August 1946 eine Mitteilung von der Landesverwaltung Sachsen
- kehrt im Oktober 1946 nach Schwarzenberg zurück
- man ersucht ihn, aufgrund seiner antifaschistischen Haltung, die Leitung der Schwarzenberger Oberschule am 1.12.1946 zu übernehmen
- Die Einweisung ins Amt erfolgt am 11.12.1946, 9.45 Uhr
- bittet am 31. 3. 1950 um die Entbindung seiner Leitungstätigkeit an der Schwarzenberger Oberschule aufgrund gesundheitlicher Probleme zu entbinden.
- verbleibt an der OS Schwarzenberg als außerplanmäßiger Lehrer mit 14 Wochenstunden (11. April 1950, Kreisschulrat)
- scheidet aus dem Schuldienst aus gesundheitlichen Gründen am 31.8.51 aus.
- Oberschulleiter Fritz Hagemann
Oberschulleiter Herr Fritz Hagemann
- 6.12.1899 in Wildenfels /Kreis Zwickau
- besucht von 1914 – 1920 das Lehrerseminar in Schneeberg
- wird 1918 zum Heeresdienst einberufen
- seit April 1920 als Volksschullehrer an der Volksschule Raschau tätig
- lernt in den politisch bewegten Jahren nach 1920 die sozialistische Arbeiterbewegung kennen
- besucht aus Neugier und Interesse deren politische Versammlungen
- wird im Herbst 1923 bei der einrückenden Reichswehr von Raschauern denunziert
- wird daraufhin am 10. November 1923 als einziger Raschauer verhaftet und nach Misshandlung durch die Offiziere und Soldaten in das Gefängnis des Landgerichts Zwickau eingeliefert
- wird ohne gerichtliche Vernehmung nach vierzehn Tagen entlassen
- bleibt in den Folgejahren in ständiger Verbindung mit der Raschauer Arbeiterbewegung
- wird 1933 durch bewaffnete SS-Leute vor den Augen der Kinder im Klassenzimmer verhaftet und kurz darauf aus dem Schuldienst entlassen
- arbeitet seit September 1933 bei der Firma E. Seifert in Raschau als kaufmännischer Angestellter
- mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wird er zur Wehrmacht einberufen
- dient als Funker in einer Panzerjägerabteilung am Westwall
- nimmt ab dem 10. Mai 1940 als Unteroffizier am Feldzug in Frankreich teil
- wird als Teilnehmer des Ersten Weltkrieges altershalber im Herbst 1940 wieder vom Militär entlassen
- arbeitet bis Juni 1942 wieder bei der Firma E. Seifert in Raschau als kaufmännischer Angestellter
- wird im Sommer 1942 durch das Arbeitsamt zur Firma Braunkohle-Benzin-A.G., Böhlen dienstverpflichtet
- die Arbeit als kaufmännischer Angestellter verhindert eine weitere Einbe-rufung zum Kriegsdienst
- ist nach dem 8. Mai 1945 bei der örtlichen Polizei in Raschau tätig
- erhält im Juni 1945 vom Bürgermeister den Auftrag, das Schulsystem in Raschau aufzubauen
- arbeitet vom September 1945 – März 1950 als Schulleiter in der Grundschule Raschau
- tritt am 1. Oktober 1945 der Ortgruppe Raschau der KPD bei, wird am 1. Mai 1946 in die SED übernommen
- übernimmt im April 1950 in der Funktion des Schulleiters die Oberschule in Schwarzenberg, wird mit Ablauf des 31.7.1965 von der Funktion des Direktors der EOS „Bertolt-Brecht“ aus gesundheitlichen Gründen im gegenseitigen Einvernehmen entbunden.
- arbeitet weiterhin mit vermindeter Stundenzahl als Lehrer an der Schule.
- Namensgebung nach Bertolt Brecht
Namensgebung
Für die Lehrer- und Schülerschaft erfüllte sich am 14. September 1957 ein lang ersehnter Wunsch; die Oberschule erhielt ihren heutigen Namen. Bereits seit längerer Zeit suchte man nach einem Namen, mit dem sich sowohl die Lehrer- als auch Schülerschaft einverstanden erklären konnte. Die Suche gestaltete sich dabei nicht immer einfach. Letztendlich fand man diesen in „Bertolt Brecht“.
Rundfunkübertragungen, Theateraufführungen und die Veröffentlichung von Brechts Werken in den Jahren zuvor hatten den Dichter und Dramatiker einem immer größeren Lese- und Zuhörerkreis bekannt gemacht. Er wurde in jenen Jahren als der „größte deutsche Dramatiker der Gegenwart“ gefeiert, der von „allen fortschrittlichen demokratischen Menschen“ anerkannt und als „konsequenter Feind des Faschismus und Freund der einfachen Leute“ betrachtet wurde. Mit diesem erschaffenen Bild war er vielen DDR-Bürgern selbstverständlich ein Vorbild, welchem es nun nachzueifern galt.
In der Schulchronik ist dazu folgendes vermerkt:
„Auch durch seine treffenden Worte, mit denen er in besonderen Situationen in den politischen Tageskampf eingreift, lernen ihn Lehrer und auch viele Schüler als einen scharfen Kritiker und unerschrockenen Kämpfer gegen Krieg, Ausbeutung und geistige Unterdrückung kennen und schätzen. Sein Tod am 14. 8. 1956 lässt uns daher fühlen, was dieser Verlust für das kulturelle Leben unserer Republik und darüber hinaus für die gesamte fortschrittliche Menschheit bedeutet. Aus dieser Erkenntnis entspringt der Gedanke, der Wunsch und schließlich die Zielstellung, für unsere Schule den Ehrennamen „Bertolt Brecht“ zu erwerben. Bertolt Brecht soll uns für unsere Erziehungsarbeit eine klare Richtung geben und uns Vorbild sein.“
(Schulchronik 1945-1965, S. 31)
In einem Schreiben, adressiert an dessen Witwe, legte die Schulleitung ihren Wunsch dar und hoffte auf die Einwilligung Helene Weigels, der Schule den Namen ihres verstorbenen Mannes geben zu dürfen. Nachdem Frau Weigel ihr Einverständnis erteilte, stellte die Schulleitung einen Antrag an das Ministerium für Volksbildung, den Ehrennamen „ Bertolt Brecht“ für die Oberschule in Schwarzenberg tragen zu dürfen. Dieses Gesuch wurde durch die Kreisleitung der SED, durch die Abteilung Volksbildung beim Rat des Kreises, durch den Patenbetrieb und den Elternbeirat unterstützt.
Noch in den Sommerferien 1957 gab das Ministerium für Volksbildung der Schulleitung ihre Zustimmung für die ehrenvolle Namensverleihung. In den folgenden Wochen wurden in Absprache mit dem Berliner Ensemble und dem Rat des Kreises intensive Vorbereitungen für die baldige Namensgebung getroffen.
Die Festlichkeiten für die Namensverleihung begannen am Abend des 13. September 1957. Der Rat des Kreises Schwarzenberg lud zu einem festlichen Empfang in das „Haus der Einheit“ in Schwarzenberg ein. Unter den Gästen weilten auch Mitglieder des Berliner Ensembles, die mit Hilfe eines Programms Einblicke in das Werk von Bertolt Brecht gaben.
Die feierliche Namensgebung fand am 14. September 1957, um 9.30 Uhr, in der Aula der Schule statt. Im Anschluss daran wurde die mit Unterstützung des Patenbetriebes am Gebäude angebrachte Schrift „Bertolt Brecht“ enthüllt.
Eine Unzahl von Glückwünschen und Geschenken von Schulen, Organisationen und anderen Institutionen erreichte an dem Tage der Namensverleihung die Schulleitung.
Vom Wunsch der Schulleitung getragen, eine intensive Verbindung der Schule mit der Wirkungsstätte Bertolt Brechts herzustellen, fuhr nun fast jährlich eine ausgewählte Schüler- und Lehrergruppe für sechs Tage nach Berlin, um die Hauptstadt der DDR und das Berliner Ensemble näher kennen zu lernen. Hier besuchte man vor allem an den Vor- und Nachmittagen die Theater- und Kostümproben am Schiffbauerdamm, suchte das Gespräch mit der Intendantin Helene Weigel, den Schauspielern und der Dramaturgieassistentin Ursula Pintzka. An den Abenden sah man sich Theateraufführungen wie „Die Mutter“, „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ und „Furcht und Elend des Dritten Reiches“ an.
Emblem der Schule wurde seit der Namensverleihung das Friedenstuch von Picasso, welches fortan auf allen Briefbögen erschien, die für offizielle Schreiben verwendet wurden.
- Quellen
Gestaltung der Ausstellung zur Geschichte der Schule:
- Kerstin Schütz, Fachlehrer für Geschichte und Deutsch (Textbeiträge)
- Jana Titzmann, Fachlehrer für Geschichte und Deutsch (Textbeiträge)
- André Ullmann, stellv. Schulleiter (Bild- und Schautafelgestaltung)
Quellen der Informationen für die textliche Gestaltung:
- Universallexikon Wikipedia
- www.deutsche-digitale-bibliothek.de
- www.schulmuseum-dresden.de
- Schuljahresberichte Realschule Schwarzenberg
- Schulchronik des Bertolt-Brecht- Gymnasiums Schwarzenberg
- „Schwarzenberger Tageblatt“, Jg. 1914,
- „Erzgebirgischer Volksfreund“, Jg. 1916
- Artikel der „Freien Presse“ zur Schulgeschichte 2002/2003
- Kreisarchiv Aue, Akten zur Geschichte des Hauses 1892 – 1937
- Jahresbericht der Schule, Jg. 1936/1937 und 1937/1938
- Personalakten der Schule
Quellen der Bilder und deren Informationen:
- Museum Schloss Schwarzenberg
- Bauarchiv der Stadt Schwarzenberg
- Annelies und Günther Borack
- Manfred Schulze
- André Ullmann
- Schulchronik des Bertolt-Brecht- Gymnasiums Schwarzenberg
- Archiv des Bertolt-Brecht- Gymnasiums Schwarzenberg
Weitere und ausführlichere Informationen zur Schulgeschichte findet man im Jahresbericht 2015/2016 des Bertolt-Brecht- Gymnasiums Schwarzenberg.