
Immer wieder begeben sich Schülerinnen und Schüler des Bertolt-Brecht-Gymnasiums auf Reisen, um die Welt zu entdecken. Jarod Lieske (Klasse 9c) verbrachte die Herbstferien in Japan und berichtet über seinen Aufenthalt:
Wie es dazu kam
Im Frühjahr 2023 hatte meine Mutter nach einer Jugendreise für die Sommerferien gesucht. Dabei fand sie mehrere Anbieter für Sprachcamps, unter anderem den Jugendherbergsverein e.V. – Mit angezeigt wurde dabei die Deutsch-Japanische Jugendbegegnung des sächsischen Zweigs. Da wir als Familie sehr verrückt nach Mangas und deren Verfilmung als Anime sind, haben mein Eltern mich gefragt ob ich Interesse an diesem Angebot für 2024 habe, denn für 2023 waren wir schon zu spät dran. Dafür hat die Anmeldung für 2024 gleich geklappt. Was für ein Glück ich dabei hatte, wurde erst offensichtlich, als ich erfahren habe, das es ein Mädchen erst beim dritten Versuch geschafft hatte, in die Auswahl zu kommen.
Die Jugendbegegnung war in zwei Etappen unterteilt. In den Sommerferien 2024 kamen zwanzig japanische Kids von der Insel Okinawa im Alter von zwölf bis sechzehn zu uns nach Deutschland, die wir in der Jugendherberge in Sayda/Erzgebirge trafen. Mit ihnen verbrachten wir zwölf abwechslungsreiche Tage, u. a. mit gemeinsamen Aktivitäten, wie Bau von Flößen oder Ausflügen z. B. nach Dresden. Der zweite Teil des Jugendaustausches war wohl für uns deutsche Kids das Spannendste. Leider konnten wir die zuvor kennen gelernten japanischen Kids nicht wiedersehen, da ein Aufenthalt in der Jugendherberge auf Okinawa nicht möglich war. So ging es für uns nach Inuyama in die Präfektur Aichi auf Honshū, der Hauptinsel von Japan. Dennoch haben uns zwei der japanischen Kids in der Jugendherberge Inuyama besucht, welche uns eine wundervolle Zeit bescherte.
Am 4. Oktober flogen wir vom Münchner Flughafen, wo die meisten von uns zustiegen, elf Stunden nach Osaka. Einige von uns starteten bereits in der Nacht in Bremen bzw. Dresden. Schlafen konnte ich während meines ersten Fluges nicht wirklich, aber es gab ja gemeinsame Unterhaltung und genügend Filme – so wurde es nicht langweilig. Nach der Landung auf dem Kansai International Airport – im Meer vor Osaka auf einer künstlichen Insel – lag eine vierstündige Busfahrt vor uns, um zu unserer Jugendherberge in Inuyama zu kommen. Dort erhielten wir dann erst einmal zu Stärkung das letzte “deutsche” Essen: Spaghetti Bolognese und das auch das letzte Mal mit gewohntem “Werkzeug”.
Highlights der dreizehntägigen Reise:
Schulbesuch:
Wir waren in einer Middle School in Inuyama, wo es sehr viele Unterschiede zu uns in Deutschland gibt. Erst einmal zieht man seine Schuhe am Eingang aus und Hausschuhe an. Die Schuhe werden ordentlich in kleinen Spinden verwahrt. Es gibt außerdem noch extra Schlappen für die Toilette. Und dann tragen alle noch eine Schuluniform – wir durften dabei ausnahmsweise aus der Reihe tanzen. Das Mittagessen wird in jedes Klassenzimmer geliefert und ausgeteilt, jedoch wartet man bis alle ihr Essen haben, erst dann wird gemeinsam gegessen. Nach dem Essen muss jede Klasse einen Teil des Schulhauses putzen. Dabei haben wir natürlich geholfen. Für die Teilnahme an einer fünfzigminütigen Unterrichtsstunde haben wir uns dann aufgeteilt. Kunst, Geographie, Mathe und Englisch waren unter anderem dabei. Ich hatte eine Wiederholung des Schalenmodells in Chemie – nur auf Japanisch.
Meditation:
Bei dem Besuch eines buddhistischen Tempels erfuhren wir mehr über das Meditieren. Als Mönch meditiert man zu Beginn sechs Monate lang zwei Drittel des Tages, in dem folgenden halben Jahr dann nur noch drei Stunden am Tag. Wir haben es zwei mal zwanzig Minuten ausprobiert – wirklich anstrengend, weil nach einer Weile Beine und Rücken richtig schmerzten. Dennoch war es eine sehr interessante Erfahrung.
Homestay:
Sehr schön war auch das Wochenende bei meinen Gasteltern, das ich zusammen mit einem weiteren Jungen aus unserer Reisegruppe dort verbrachte. Wir bastelten mit ihrer zehnjährigen Tochter Eulen aus Holz, die in Japan ein Glücksbringer sind. Mittags waren wir auswärts Sushi essen und kauften die Zutaten für das Abendessen. Danach spielten wir alle zusammen, dann auch mit ihrem Sohn in unserem Alter, “Mario Kart”. Zum Abendessen haben wir Takoyaki (Octopus-Bällchen) selbst gemacht und dazu Fleisch gegessen. Und am Sonntag haben wir alle das Meiji-Mura Museum besucht. Zum Abschied gab es eine große Party mit allen Gastfamilien und dem Bürgermeister von Inuyama am Abend.
Ghibli-Park:
In diesem sehenswerten Movie-Park dreht sich alles rund um die Filme aus diesem – mittlerweile mit zwei Oscars – prämierten Anime- Studio. Damit ist ein Besuch für jeden, der Filme wie z.B. “Mein Nachbar Totoro”, “Chihiros Reise ins Zauberland” oder Prinzessin Mononoke kennt und mag, ein Muss. In seinen fünf Bereichen werden Figuren und Attraktionen gezeigt und man konnte sich sogar in manche Szenen einbauen. Neben der Möglichkeit sich einen kurzen Film anzugucken, natürlich in Japanisch, konnte man auch sehen, wie lange es dauert eine einzige Szene zu zeichnen.
Tokio:
Zum Abschluss ging es für uns dann zeitig weiter per Flugzeug nach Tokio, wo wir eine atemberaubende Aussicht von unserer Jugendherberge im achtzehnten Stock aus hatten. Am Nachmittag konnten wir uns frei bewegen und nutzten dies, um viele Läden zu besuchen und haben uns Souvenirs und japanische Snacks zu kaufen. Neben dem Besuch eines riesigen Tempels am nächsten Tag konnten wir die Aussicht aus dem 45-igsten Stock des Rathauses auf Tokio genießen. Dann ging es weiter zum Meiji-Schrein im Yoyogi-Park. Später sind wir von dort aus zur weltbekannten Kreuzung Shibuya im gleichnamigen Viertel gelaufen. Dort hatten wir drei Stunden Zeit, um uns inmitten der Menschenmassen umzusehen. Der Kauf von Essen und Souvenirs kam dabei auch nicht zu kurz.
Und das war noch nicht alles: Daneben haben wir auch mit Rafting, Töpfern, der Ernte von Süßkartoffeln und Esskastanien – die wir natürlich auch probiert haben und dem Besuch eines Fernsehstudios, sowie Wanderungen noch so viel erlebt, dass es hier den Rahmen sprengt, jedes Detail aufzuzählen.
Fazit
Das Außergewöhnlichste für mich gegenüber Deutschland: Sehr beeindruckend war, dass – egal wo man hinkommt – in jeder Seitengasse mehrere Getränkeautomaten stehen. Faszinierend war ebenfalls, dass die Züge immer pünktlich waren und man erst eingestiegen ist, nachdem alle anderen ausgestiegen sind. Vorher wartet man geduldig an den vorgegebenen Linien – die Züge halten wirklich IMMER an der richtigen Stelle. Ich kann die Teilnahme an einer Jugendbegegnung nur empfehlen, damit man die Kultur in einem anderen Land der Welt entdecken und erfahren kann. Vielen Dank an unsere Betreuer Ralf, Sarah und Anne die mir die Erlebnisse ermöglicht haben.
Mata ne
Jarod
- Jarod im Ghibli Park
- Klostergarten
- Am Kiso-Fluss
- Die Skyline von Tokio
- Tokio bei Nacht
- Straße in Tokio
- Shibuya-Kreuzung in Tokio
OKT.
2024